Das Philippinen-Projekt: Personalrecruting an anderen Ende der Welt


Erstes Treffen zum Erfahrungsaustausch in einer Deutschen Schule (GIS) Erstes Treffen zum Erfahrungsaustausch in einer Deutschen Schule (GIS)orstellung der COMCURA und der Recura vor potentiellen Bewerbern Erste Bewerbungsgespräche Gruppenfoto mit dem Team des Rosario Memorial Hospital Fahrt in einem Jeepney Bewerbergespräche in einer Schule von Iloio Fun Eindrücke vom Land

Das Philippinen-Projekt: Personalrecruiting am anderen Ende der Welt

 

Auch die Gesundheitsbranche ist vor allem im Pflegebereich extrem vom  Fachkräftemangel in Deutschland betroffen. Früher hätte man vielleicht darüber gelacht, aber heutzutage liegt es nicht fern, außerhalb der deutschen Grenzen nach Pflegekräften Ausschau zu halten. Das dachten sich auch COMCURA Geschäftsführer Michael Mathias, COMCURA Prokuristin Katrin Plogas und Personalmanagement-Abteilungsleiter André Gubsch. Die drei Kollegen machten sich auf die Reise ans andere Ende der Welt – auf die Philippinen. Die ersten Überlegungen dazu  gab es bereits Ende des letzten Jahres. Das Projekt ist auch zum jetzigen Zeitpunkt noch lange nicht abgeschlossen. Ein wichtiger Höhepunkt war zweifelsfrei der persönliche Besuch auf den Philippinen, von dem uns die drei Kollegen nachfolgend berichten…

 

RECURier: Das Thema Fachkräftemangel ist bekanntlich in aller Munde und stellt ein großes Problem dar. Da muss man so Einiges auf sich nehmen, um sich am Markt zu zeigen. Doch die Philippinen sind nicht gerade „um die Ecke“. Wer hatte die Idee zu diesem Projekt?

 

Michael Mathias: Dass wir grundsätzlich das Problem des Fachkräftemangels angehen müssen, ist allen klar gewesen. Und dass es nicht reicht - vor allen bei Plänen der Unternehmensvergrößerung - nur im eigenen Land zu werben, sollte ebenfalls jedem verständlich sein. Dazu muss man nur die tägliche Presse verfolgen. Dass die Entscheidung dann allerdings einen Weg von 9.899 km mit sich bringt, war nicht von Anfang an klar. In der COMCURA haben wir uns häufig dazu ausgetauscht und auch die bereits vorhandenen Erfahrungen der Kliniken Beelitz mit einbezogen. Mich hat allerdings am Ende der erste Kontakt mit unserem Partner Talent Solution überzeugt. Dieser Kontakt wurde durch Frau Plogas gestrickt. Wir trafen uns zu einem ersten zwanglosen Gespräch mit Herrn Kletzsch, welches am Ende viele Stunden dauerte. Inhaltlich konnten wir alles klären, außer die Fragen nach den Kosten und Sicherheiten. Vielmehr ging es beiden Seiten darum, sich ein „gutes Grundgefühl“ beim jeweiligen Partner zu verschaffen.

 

Katrin Plogas: Ich beschäftige mich schon seit meinem Studium mit dem Thema, auch weil ich eine Philippinerin kenne, die mich mit ihrer freundlichen und positiven Art einfach umgehauen hat. Für mich war klar, dass ich später mal viele Philippiner nach Deutschland holen möchte.

 

 

 

RECURier: Was versprachen Sie sich während der Planung und Vorbereitung von dieser Reise?

 

André Gubsch: Wir sind sehr ergebnisoffen in diese Reise gegangen. Grundsätzlich wollten wir die Arbeitsweise vor Ort erfahren und uns einen Eindruck von der Kultur des Landes, des Lebens und der Menschen machen. Das ist mehr als in Erfüllung gegangen.

 

Michael Mathias: Das Wichtigste war für uns, die Akteure vor Ort - wie zum Beispiel Deutschlehrer, Schulgebäude und die Organisationsstrukturen - persönlich kennen zu lernen, zu sehen und zu erleben. Auch die VISA-Abwicklung genauer vorgestellt zu bekommen, war ein klares Ziel. Drehen wir den Spieß doch einmal um. Auch für die Akteure vor Ort ist es wichtig zu wissen, wem Sie Ihre Schüler anvertrauen. Letztendlich vertreten diese Akteure auch im übertragenen Sinn die COMCURA. Somit war es unter anderem unser Ziel, unser reales Gesicht zu zeigen sowie unsere Einstellungen und Werte zu präsentieren. Auch einige Bewerber persönlich schon im Vorfeld zu treffen, gehörte zu unserem Plan. Das hat oft geklappt und zu tollen Gesprächen geführt.

 

 

RECURier: Wurden Sie vorweg gut beraten und konnten sich wohl möglich mit anderen Playern aus der Gesundheitsbranche, die damit bereits Erfahrungen haben, austauschen?

 

Michael Mathias: Ein Austausch mit anderen Playern fand nicht statt. Ich kann nun allerdings auch sagen (hinterher ist es immer einfacher J), dass dies nicht der bessere Weg gewesen wäre. Eine ganz andere Gefahr lauert hier allerdings auch noch. Es gibt derzeit viele Anbieter auf dem Markt, welche eine schnelle Vermittlung von philippinischen Pflegekräften versprechen. Diese sind meist nicht gut vernetzt und hoffen - salopp gesagt-  nur auf das schnelle Geld. Ich bin nun umso sicherer, den richtigen Partner an unserer Seite zu wissen.

 

André Gubsch: Das ist tatsächlich ein „Eigengewächs“ der COMCURA, wir hatten hier keine Unterstützung durch die Branche.

 

 

RECURier: Haben Sie sich Ziele gesetzt, die Sie mit dem Philippinen Projekt erreichen wollten?

 

Katrin Plogas: Unser Ziel ist es, ein Unternehmen aufzubauen, in dem gute Teams arbeiten. Diese sollen hochwertige Qualität erbringen, um intensivpflichtigen Menschen eine echte Chance zu geben. Dafür ist eine stabile Personaldecke wichtig. Wir möchten auch, dass die Menschen, die Pflege erbringen, auch „Bock“ auf Ihren Job haben. Die Philippiner haben wir durchweg als herzlich und lustig erlebt. Sie werden uns helfen, mit ihrem Teamspirit wieder richtig Lust auf den Job zu machen.

 

André Gubsch: Wir möchten sehr gern nachhaltig Auszubildende und Fachkräfte für die COMCURA, aber auch für den gesamten Recura Verbund gewinnen. Das wichtigste Ziel ist aber die Nachhaltigkeit. Wir möchten die neuen Mitarbeiter langfristig an uns binden.

 

 

RECURier: Wann startete das Projekt und wie lange ging es?

 

Katrin Plogas: Wir waren im Mai für 10 Tage in Manila und auf einer Nachbarinsel Iloilo.

 

 

RECURier: Erzählen Sie uns, wo genau Sie Ihre Reise hinführte? Hatten Sie mehrere Stationen, die Sie besuchten?

 

André Gubsch: Die Reise begann in Manila und führte uns neben vielen Zwischenstationen innerhalb der Metropole Manila (ca. 20 Mio. Einwohner) auch auf die Nachbarinsel Iloilo. Wir besuchten insgesamt zwei Schulen, drei Partnerfirmen sowie ein Krankenhaus, hielten mehrere Vorträge und führten unzählige Gespräche mit potentiellen Bewerbern.

 

 

RECURier: Wie gut wurden Sie aufgenommen? Fühlten Sie sich wohl mit der dort gelebten Mentalität?

 

André Gubsch: Die Gastfreundschaft ist unglaublich herzlich. Wir fühlten uns sehr wohl. Man darf aber auch nicht verkennen, dass wir uns immer noch in einem Dritte-Welt-Land befanden und auch die Sicherheitslage nicht mit der in Deutschland zu vergleichen ist. Als Beispiel sind hier die Taschenkontrollen und die Detektoren in den Einkaufscentern zu nennen.

 

Michael Mathias: Wir wurden phantastisch aufgenommen. Man hat sich dort sehr herzlich um uns gekümmert. Auch hinsichtlich der Sicherheit vor Ort, hatte man uns klare Empfehlungen gegeben und auf uns „aufgepasst“. Wir waren fast durchgängig gemeinsam unterwegs. Die Armut und Korruption vor Ort ist ein sehr großes Problem, was einem auch täglich deutlich wurde.

 

 

RECURier: Wie lief es vor Ort ab? Gab es einen straffen Zeitplan, der wenig Spielraum zum Durchatmen ließ, oder konnten Sie sich doch das eine oder andere von Land und Leuten anschauen?

 

Michael Mathias: Hier kann ich klar sagen, dass Freizeit Mangelware oder schlichtweg nicht vorhanden war. Unser Partner vor Ort hatte versucht, möglichst viel in die wenigen Tage einzuplanen. Das war zwar zum einen massiv anstrengend, aber im Sinne des Projektes quasi goldwert. Als ich wieder zu Hause war, viel ich in einen sehr tiefen und langen Schlaf.

 

André Gubsch: Der Zeitplan war von unseren Begleitern der Talent Solution sehr ambitioniert. Wir waren fast täglich von 08.00 Uhr bis 20.00 Uhr unterwegs und haben Gespräche mit Partnern, Schulen und Bewerbern geführt. Wir haben uns einmal eine kleine Auszeit am Meer von drei Stunden gegönnt - mehr war leider nicht drin.

 

 

RECURier: Wie schätzen Sie die Gespräche mit den potentiellen neuen Mitarbeitern ein?

 

André Gubsch: Die Gespräche verliefen hervorragend. Es waren zuvor  noch nie deutsche Arbeitgeber vor Ort. Dementsprechend neugierig, offen und euphorisch waren die Bewerber. In fast jedem Termin mit potentiellen Bewerbern mussten wir unsere Meetings um die doppelte Zeit verlängern. Das Interesse war sehr groß.

 

Katrin Plogas: Sehr gut. Unser persönliches Interesse an deren Lebensumstände und unsere ehrliche Sorge um deren Kinder hat Viele ziemlich beeindruckt. Wir haben ja selbst (Paten-)Kinder und sind in solchen Momenten ganz emotional geworden bei der Vorstellung, dass sie teilweise Kleinkinder bei den Nachbarn lassen, um durch einen Auslandsjob genug Geld für die Zukunft der Kinder zu verdienen.

 

 

RECURier: Werden einige Bewerber den beruflichen Weg nach Deutschland zu uns einschlagen?

 

Katrin Plogas: Ja, das ganz sicher. Estefania (eine der ersten Rekrutierten) ist extra sechs Stunden mit Boot und Bus nach Manila gekommen, um ihren neuen Chef persönlich kennenzulernen. Davon waren wir ziemlich beeindruckt. Also ja, es werden Bewerber kommen.

 

 

RECURier: Inwiefern hat sich das Projekt gelohnt?

 

André Gubsch: Das kann man zum heutigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Wie schon angesprochen, wir möchten eine langfristige Zusammenarbeit – diese Frage kann realistisch erst in zwei bis drei Jahren beantwortet werden. Das Projekt steht mit unserem Besuch erst am Anfang und bezeichnet den Beginn eines langen Weges.

 

Michael Mathias: Die Frage ist eher, ob es sich lohnen wird? Ich möchte es so sagen: Wenn die Mitarbeiter bei uns sind und das auch nach mehr als zwei Jahren, diese Mitarbeiter sich wohl fühlen und integriert sind, dann hat sich das Projekt mehrfach gelohnt. Zum einen für uns als Unternehmen und zum anderen für die Fachkraft aus den Philippinen – also den Menschen selbst.

 

Katrin Plogas: Es hat unsere Sichtweise komplett verändert und klar gemacht, dass man Philippiner nicht einfach „bestellt“. Sie sind genauso Menschen wie wir, die Ängste und Sorgen haben. Auch wenn sie das gern mit einem Lächeln überspielen. Herr Gubsch als der Recura Vertreter hat noch mal einen ganz anderen Blickwinkel einfließen lassen, da die COMCURA wenig mit den anderen Töchtern im Recura Verbund vergleichbar ist.

 

 

RECURier: Wenn Sie heute auf die Reise zurückblicken: Was würden Sie bei der Planung oder Durchführung anders machen?

 

Katrin Plogas: Mehr Zeit einplanen und daran denken, dass es in Megacitys viel Stau gibt. Das heißt nicht mehrere Termine am Tag über die ganze Stadt verteilt wahrnehmen.

 

Michael Mathias: Eigentlich nur eines. Ich würde mindestens einen freien Tag zwischendurch einplanen. 

 

 

RECURier: Würden oder werden Sie sogar wieder dort hin reisen?

 

Michael Mathias: Das hängt auch ein wenig von der grundsätzlichen Entscheidung ab, wie wir im Recura Verbund mit dem Thema umgehen werden. Ich persönlich halte es für sinnvoll, regelmäßig die Akteure vor Ort zu besuchen und zukünftig die Bewerber vor Ort persönlich kennen zu lernen und dann auch die Einstellungen vor Ort durch zu führen.

 

Katrin Plogas: Das wird nötig sein, wenn man die Bewerber aussuchen will. Da ist es nicht anders als hier. Nur im persönlichen Gespräch weiß man, ob man auf einer Wellenlänge ist.

 

 

RECURier: Verraten Sie uns Ihre schönste Erinnerung an die Philippinen?

 

André Gubsch: Die Gastfreundschaft unserer Begleiter, die interessanten Gespräche vor Ort und die hervorragende Zusammenarbeit mit meinen beiden Kollegen.

 

Michael Mathias: Schwierig. Eine schöne Erinnerung sind die neuen Bekanntschaften. Diese haben uns auf eine unheimlich vertraute Art und Weise das Land erklärt und teilweise gezeigt. Ich freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen!

 

Katrin Plogas: Mit fallen da zwei Sachen ein. Zum einen Jessah, die Assistentin der Vermittlungsfirma. Sie ist so unglaublich warmherzig und fröhlich. Mit ihr hat es sogar bei Temperaturen von 40 Grad Spaß gemacht, zu acht im Auto zu sitzen. Zum anderen die Zeit mit meinen beiden Begleitern. Durch die Beiden ist diese Dienstreise zu einer unvergesslichen Zeit geworden. Ich bin froh, so tolle Kollegen haben zu dürfen. Danke Jungs! (Frau Plogas lacht)

 

 

Ausblick: Von der ersten Akquise bis zum tatsächlichen Arbeitsbeginn einer Philippinischen Pflegefachkraft bei uns im Recura Verbund vergehen bis zu 15 Monate. Innerhalb dieser Zeit werden zwei Sprachkurse absolviert und die benötigten Visaformalitäten erledigt. Dies geschieht alles direkt auf den Philippinen mit Unterstützung der dort ansässigen Partnerorganisation Talent Solution. Die ersten Philippinischen Arbeitskräfte werden Ende 2018 in der COMCURA beginnen. Wir werden zu gegebener Zeit wieder zum Thema berichten.