Interdisziplinäres Arbeiten


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Die meisten PatientInnen mit einer Langzeitbeatmung sind multimorbide. Das heißt, es gibt Nebenerkrankungen, welche sich auf die Atmung auswirken. Diese können unter anderem Muskelschwäche, Spastiken, Schmerzen, Herzkreislauf- und Nierenerkrankungen sein. Um die optimalen Voraussetzungen zum Weaning zu schaffen wird versucht, die Begleiterscheinungen so gut wie möglich zu optimieren. Hierbei ist eine fachübergreifende Zusammenarbeit insbesondere zwischen den Ärzten notwendig.

Die ärztliche Versorgung umfasst alle medizinischen Bereiche. MedizinerInnen verordnen Medikamente, Therapien und geben Handlungsabläufe vor. Durch enge Rücksprachen und Visiten, findet ein Austausch statt. So können Therapien, Medikamente und Maßnahmen kontinuierlich und individuell angepasst werden.

Die allgemeine Stärkung der Muskulatur, aber auch insbesondere der Atemmuskulatur soll durch Physio- und Ergotherapie erreicht werden. Dies dient zur Steigerung der körperlichen Aktivität. Außerdem werden Bewältigungsstrategien für Einschränkungen vermittelt und Alltagstraining geübt. Die Atemhilfsmuskulatur wird durch gezielte Übungen gestärkt und Atemtechniken erlernt. Die erzielten Verbesserungen wirken sich stark auf die Atmung und somit auch auf den Erfolg beim Weaning aus.

Ein weiterer großer Bestandteil der Entwöhnung ist die Logopädie. Sie trainiert das Wiedererlangen von Sensibilität im Nasen-Mund-Rachenraum, sowie Schlucken und Sprechen. Das Hineingelangen von Fremdkörpern in die Atemwege kann schwere Lungenentzündungen auslösen und muss daher unbedingt vermieden werden. Diese sogenannte Aspiration können LogopädInnen in unterschiedliche Schweregrade einteilen und optimal mittels speziell ausgerichteter Übungen trainieren. Häufig muss das Sprechen bzw. Laute machen („Phonieren“) nach einer langen Verwendung einer Trachealkanüle wieder erlernt werden. Die Distanz, welche die Luft beim Liegen einer Trachealkanüle zurück legen muss, ist geringer als bei der physiologischen (normalen) Atmung und wird somit ebenfalls gestärkt.

Pflegefachkräfte führen in ihrer täglichen Versorgung alle medizinischen Maßnahmen durch. Sie beobachten den Patienten intensiv und können den therapeutischen Verlauf durch die kontinuierliche Versorgung sehr gut einschätzen. Sie erkennen Veränderungen früh und sind eine wichtige Schnittstelle zwischen allen an der Behandlung Beteiligten. Darüber hinaus setzen sie Freiatem- und Entblockungszeiten sowie Inhalationen und Anwendungen des Hustenassistenten um. Sie werden von den TherapeutInnen in spezielle Handlungen eingewiesen und bringen diese in die täglichen Abläufe mit ein.

Diese enge Zusammenarbeit und Austausch nennt man interdisziplinäres Arbeiten. So werden fachübergreifend Problemlösungen entwickelt und durch alle Parteien mit der gleichen Zielsetzung umgesetzt. Da meist viele Faktoren beim Weaning eine Rolle spielen, ist ein ganzheitlicher Ansatz besonders wichtig.

 

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